Gesundheit und Klimawandel

Der Impulsvortrag von Bernd Kaufmann am 28.9.2019

Es ist ja schon eine Fügung, dass im deutschen Ärzteblatt vom 27. September 2019, also gerade erschienen, der Leitartikel über den Klimawandel geht. Daraus werde ich gleich zitieren.

Wenn wir über die heutige Zeit sprechen, dann sind es besonders zwei Dinge, die sich auch in Hinblick auf gesundheitliche Belange verändern. Das eine ist die Wärme (zunehmende Hitze), und das andere ist die Schnelligkeit. Dabei gehören sie auch irgendwie zusammen, denn eine hohe Schnelligkeit erzeugt ja Wärme. Und das hat Konsequenzen.

Zitat: Hitzeperioden werden immer länger, Temperaturrekorde am laufenden Band gebrochen, Tropenkrankheiten wieder Dengue Fieber dringen nach Europa und die Pollenbelastung nimmt zu. Insbesondere für vulnerable Bevölkerungsgruppen wie Säuglinge, Kinder, ältere Menschen und Obdachlose ist dies gesundheitlich eine große Bedrohung.
An Tagen mit mehr als 30 °C stieg die Sterbequote um ca. 10 % und die Krankenhauseinlieferungen um 5 %. Das deutsche Ärzteblatt veröffentlichte im August drei Studien, die die mögliche Zunahme von Herzinfarkten, Hitzeschlägen sowie den temperaturbedingten Anstieg von Wundinfektionen prognostizierten.

Wenn man nun weiß, dass Arteriosklerose sprich Schlaganfall, Herzinfarkt, wesentlich eine entzündliche Erkrankung sind, dann kann man sich schon denken, dass durch übermäßig zugeführte Wärme eine vorhandene Entzündung oder Entzündlichkeit gefördert wird. Das ist ja unter anderem daran abzulesen, dass wie ich oben sagte, die Herzinfarktrate bei Hitzeperioden höher ist als unter normalen Temperaturen. Denn wir kennen es ja alle aus dem täglichen Erleben, wenn wir zum Beispiel einen Insektenstich abbekommen. Die Einstichstelle wird warm und quillt an. Zur Therapie wird gekühlt.

Der andere Aspekt, den ich oben genannt habe, die Schnelligkeit ist ein besonderes Phänomen unserer Zeit, da zum Beispiel alle möglichen Bereiche des Lebens „digitalisiert“ werden. Alle Vorgänge unseres Lebens werden erheblich beschleunigt. Aber diese Beschleunigung findet nicht in unseren Beinen, sondern in unserem vegetativen Nervensystem statt. Diese Beschleunigung ist Ausdruck besonders des Nervensystems das für die Aktivierung zuständig ist, des Sympathikus. Hiermit verbunden sind auch die sogenannten Stresshormone wie Cortison, Adrenalin, Noradrenalin. Bei Nutzung der Medien, der Smartphones u.a. sausen in hoher Geschwindigkeit Bilder und Texte über den Bildschirm, die mit hoher Konzentration wahrgenommen werden wollen.

Nun ist es so, und damit komme ich auf mögliche Erkrankungen dass wir als Naturgeschöpfe immer in einem gewissen Ausgleich leben müssen. Aktivierung und Ruhe sollten sich im Gleichgewicht stehen. In der Ruhe können sich Gedanken wieder sammeln, kann sich verbrauchte Energie wieder regenerieren. Allein die Tatsache, dass wir künstlich mithilfe der elektrischen Energie Licht zu jeder Tageszeit und Nachtzeit haben können, zeigt schon die Möglichkeit, den Teil der Aktivierung deutlich zu erhöhen.

Ein Leben auf einem zu hohen Stress Pegel führt dann möglicherweise zum einen in die Erschöpfung, die dann mit Konzentrationsstörungen, Schlaflosigkeit einhergehen. Es wird mehr entzündliche Erkrankungen wie der Arteriosklerose (Herzinfarkt, Schlaganfall) oder auch Lungenerkrankungen geben. Natürlich ist es ein multifaktorielles Geschehen. Zum Beispiel wirken ja auch Feinstäube entzündlich und können diese Erkrankungen auch auslösen.

Goethe beschreibt den Vorgang der zunehmenden Beschleunigung des Lebens seit der französischen und der industriellen Revolution als velociferisch, eine Wortschöpfung aus velocitas, lateinisch Geschwindigkeit, Schnelligkeit und Luzifer als dem Repräsentanten der Eile, die bekanntlich des Teufels ist. Goethe warnte schon vor einer Überhitzung des Lebens und vor einer Kommunikation, der keiner mehr entrinnen kann.

Um dieser Gefahrensituation zu entkommen, sind neue Strategien im Leben angesagt. Es geht um Ruhe, innere Stabilität, Gelassenheit und Auseinandersetzung mit dem was wir mit dem Sinn des Lebens meinen. Und dazu müssen wir einiges hinterfragen, was in unserer Gesellschaft, was mit uns passiert

Zum Schluss ein kleines Zitat von Goethe:
“Märkte reizen auf, und das Wissen blähet auf. Doch wer im Stillen um sich schaut,
lernt, wie die Lieb erbaut”