Nachhaltigkeit beim Fahren
Oder: möglichst wenig die Bremse betätigen
Gedanken von Bernd Kaufmann zum vorausschauenden Fahren
Wenn ich manchmal mit meinen fahrbaren Untersatz durch die Stadt fahre, dann kommt mir manchmal der Gedanke, dass wir sofort deutlich an Energie sparen könnten, wenn nicht eine unsäglich geschwindigkeitsbestimmte, z.T. aggressive Fahrweise vorherrschen würde. Und das funktioniert eigentlich nur , weil wir kaum einen eigenen Energieeinsatz dabei leisten müssen, außer auf das Gaspedal zu drücken.
Zunächst: gebundene Energie auf fossiler Grundlag(Benzin) wird beim Auto (mehrere Tonnen schwer) in kinetische Energie (Geschwindigkeitsenergie) umgewandelt. Jedes Bremsmanöver vernichtet diese kinetische Energie, und hat außerdem den Nebeneffekt, dass Bremsbeläge gebraucht werden, die sich mit der Zeit abnutzen (siehe u.a. auch die Feinstaubproblematik durch den Abrieb). Ergo: ein vorausschauendes Fahren nimmt sich diese energetische Grundlage zu Herzen.
Stellen wir uns vor, wir fahren mit einem vollbeladenen Fahrrad mit Anhänger auf eine Ampel zu, die gerade rot geworden ist. Wir werden einen Teufel tun, dann noch Muskelkraft aufzuwenden, um möglichst schnell dann vor der Ampel zu stehen. Das aber genau tun viele Autofahrer. Bei meinen Übungen dazu (ich lasse mich auf eine rote Ampel zurollen, oder benutze die Motorbremse), werde ich meistens noch von anderen Autos überholt, manchmal merklich wütend über meine langsame Fahrweise. Manchmal gelingt es mir dann auf der Nebenspur, noch fahrend die anderen zu überholen und vorne zu sein. Ich weiß, ich reihe mich dann in die Emotionalität ein (Ätsch, s.u.). Ich habe noch deutlich in Erinnerung, dass auf einer großen Straße in Düsseldorf in der 80ern eine grüne Welle bei 30km/h geschaltet war. Ich denke, dass viele das wussten, denn die meisten Autofahrer fahren häufig dieselbe Strecke. Aber, ich kam mir wie ein Störer vor, mit 30km/h die grüne Welle zu nutzen. Alle anderen hatten höhere Geschwindigkeiten, und standen dann vor rot.
Wie kann das sein?
Ich habe gelernt, über die Symptome einer Erkrankung (ich bin Hausarzt) über die eigentlichen Wurzeln einer Erkrankung nachzudenken.
Und so habe ich auch hier die Gedanken, dass offensichtlich die meisten Menschen im schnellen Getriebe unserer Zeit es einfach nicht mehr können, zu entschleunigen, langsamer, damit auch vernünftiger, angemessener zu fahren. Ich weiß auch, dass wir nur zu einem geringen Teil rational handeln, und unsere Emotionen einen weitaus höheren Anteil an unserem Handeln haben. Und dann ist es scheißegal, ob ich die paar Tropfen mehr Benzin verbrauche. Ist es nicht manchmal widersinnig, wenn ich möglichst schnell zur Saunalandschaft fahren möchte, dort dann erstmal 20 Minuten Zeit brauche, um mich runterzufahren? Die äußere Handlung/Haltung zeigt auf unser inneres Wesen. Ich habe über diese Materie ein Buch geschrieben (Der Weg zum Heil). Und dann ergibt sich die Frage, was ist zu tun.
Ungleichgewichte müssen wieder ausbalanciert werden. Zuviel Dynamik wird irgendwann den inneren Ruhepol überfordern, und das macht sich dann in Erkrankungen, Beziehungen, meinem ganzen Leben bemerkbar. Und dann gilt es, neue Wege zu finden, möglicherweise den zu stressigen Beruf zu quittieren (der Beispiele finde ich in meiner Praxis sehr viele). Worauf kommt es an? Und die Sinnfrage erhebt sich, was will ich eigentlich?
Was ich damit sagen will. Es ist zu kurz, einfach nur ein angemesseneres Fahren zu fordern und wieder neue Regeln einzuführen. Die Sache ich eingebettet in einen größeren Zusammenhang in unserem Leben. Darüber nachzudenken lohnt sich immer.
Der Autor. Dr. Bernd Kaufmann
Dr. Bernd Kaufmnann – Allgemeinmediziner mit TCM
Seine Praxis hat er in Krefeld Oppum und engagiert sich ebenfalls seit Jahren für ökologische und gemeinschaftliche Projekte in Krefeld. Seit Oktober 2018 hat er den Vorsitz des Zukunftsforums übernommen.
berghausen
01.Juli.2019 @ 15:47
Hallo und Danke für Deinen Beitrag Bernd Kaufmann,
da werde ich gleich wieder zurückgeholt und komme in ein ruhigeres Fahrwasser.
Beste Grüsse
Michael Berghausen
Anita Draken
24.Juli.2019 @ 18:20
Hallo Bernd,
endlich bin ich dazu gekommen deinen Artikel zu lesen. Herzlichen Dank für deine ökologisch geprägte Sichtweise. Ich als “Landei” mache mir tatsächlich wenig Gedanken darüber. Hier gibt es nicht viele Ampeln. Doch, denke ich, wer das im Stadtverkehr bedenkt fährt ökologischer und ökonomischer. Schützt die Umwelt und spart Geld.
Liebe Grüße
Anita