Schüler von denen man noch was lernen kann
15.03. Fridays for Future Krefeld
Letzte Woche fand die erste Krefelder „Fridays for Future“ Demo statt. Im Rahmen der Aktion versammelten sich insgesamt 1.400 Menschen, um mit einem Marsch vom Hauptbahnhof über den Dionysiusplatz bis hin zu dem Rathaus gegen den Klimawandel zu demonstrieren. Die durch die 16-jährige Greta Thunberg ins Leben gerufenen Aktion hat einen immensen Aufschwung erlebt und ist aus den Medien nicht mehr wegzudenken.
Schüler gehen voran
Auch wenn das Motto der Krefelder Demo am 15.03.2019 „All Generations for Climate Justice“ lautete, waren es überwiegend Schüler aus Krefeld und Umgebung, die an dem Protest teilnahmen. Doch was ist es was die Schüler bei einer solchen Aktion antreibt?
Viele Politiker darunter der FDP Politiker Christian Lindner kritisieren die Bewegung gerade dafür, dass sie in der Schulzeit stattfindet und somit eine perfekte Gelegenheit bietet, um die Schule zu schwänzen. So eine Annahme liegt natürlich auf der Hand und ist das am weitesten verbreitet Argument der „Fridays for Future“-Gegner.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dies für die meisten Teilnehmer dieser Bewegung nicht zutrifft. So bekomme ich täglich mit wie sich Schüler auch nach der Demo am letzten Freitag mit erstaunlichem Engagement für die weitere Planung und Organisation der Klima Aktionen einsetzen. Zum Beispiel ist für den kommenden Freitag eine „Mahnwache“ vor dem Rathaus geplant welche außerhalb der Schulzeit stattfindet. Die Organisation findet dabei über soziale Medien statt und vor allem die Bildung von WhatsApp-Gruppen trägt zu der Mobilisierung der Schüler bei. Es geht darum ein Zeichen zu setzen und die Krefelder Regierung an unsere Ziele, die am 15.03 mit dem Bürgermeister besprochen wurden zu erinnern. Konkret Ziele für Krefeld sind unter anderem eine Reduzierung des innerstädtischen Automobil-Verkehrs, um die Emissionswerte der Stadt zu sinken.
Scientists for Future
Entgegen der ebenfalls weit verbreiteten Annahme, dass Klimaschutz etwas nur für „Profis“ sei, hat sich parallel zu „Fridays for Future“ die Organisation „Scientist for Future“ gebildet, welcher sich bereits (Stand 15.03.2019) 12.000 Wissenschaftler angeschlossen haben. Sie unterstützen die Schüler bei ihrem Protest und entkräften somit das weit verbreitet Argument der Politik, dass Klimaschutz nur etwas für Profis wäre.
Fridays for Future Krefeld – Aktiv auf Facebook, Whatsapp, Reddit
Ich als Sohn des Naturgarten Gründers in Duisburg-Rumeln Kaldenhausen wurde schon sehr früh an das Thema Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Veganismus herangeführt. Die wohl wichtigste Sache, die ich daraus gelernt habe ist es, dass man Verantwortung für seinen CO2-Fußabdruck übernimmt und hinter dem steht was man den Politikern und Klimasündern abverlangt. Wenn man selbst nicht bereit ist seinen Co2 -Ausstoß zu reduzieren, sollte man dies auch nicht von anderen Personen erwarten. Natürlich gehören wir der Jugend an und wollen nicht auf jederlei Spaß verzichten. Doch genau diese Einstellung sehe ich im Hinblick auf den Klimawandel eher problematisch so wurde ich in den vergangenen Jahren oft darauf angesprochen, wann ich endlich meinen Führerschein mache und dass ich mich damit möglichst beeilen sollte (aus welchen Gründen auch immer). Dies zeigt mir das dem Großteil unsere Jugend gar nicht bewusst ist welchen Schaden sie selbst der Umwelt antun.
Natürlich würde ich auch gerne Auto fahren, mobil sein und vor meinen Freunden einen auf dicke Hose machen können. Doch die Frage ist ob sich dies wirklich lohnen würde, wenn schon bis zu dem heutigen Zeitpunkt der Klimawandel soweit fortgeschritten ist, dass einige Folgen der Erwärmung heute bereits als irreparabel gelten. Unter dieser kritischen Betrachtung der Jugend finde ich es umso bemerkenswerter, dass einige anscheinend doch etwas Vernünftiges aus der Schule mitgenommen haben. Und sich der Gier nach Erfolg und Druck der Leistungsgesellschaft verschließen wollen.
Denn was bringt uns Bildung, Arbeit, Geld und Konsum, wenn für unsere Folgegenerationen von alle dem nichts mehr übrig bleibt, da unser Planet welcher doch die Grundlage dieses perfiden Hamsterrads ist nicht mehr existiert. Sind wir durch unser Verlangen nach immer mehr und mehr, wirklich so blind geworden, dass uns die wesentlichen Dinge im Leben wie Gesundheit, soziale Kontakte, Familie und Zukunft wirklich so egal geworden sind? Sind wir wirklich so verkommen, dass für uns nichts wichtiger ist als Karriere zu machen, um den Konsum der uns von den Konzernen als Mittel der Zugehörigkeit verkauft wird zu dienen? Macht dies alles wirklich glücklich?
Für uns Menschen ist Zugehörigkeit ein wichtiges Grundbedürfnis und wir alle wollen glücklich werden und Menschen in unserem Umfeld finden die ebenfalls glücklich sind. Doch ist Konsum und Konkurrenz wirklich das was uns verbindet? Ich denke eher es ist genau das Gegenteil. Das Krankheitsbild “Depression” ist die meist verbreitete psychische Volkskrankheit, ironischerweise tritt diese überwiegend in Industrieländern auf. Der steigende Druck sowohl in der Schule, wie auf dem Arbeitsmarkt, ja sogar in unserem engen sozialen Umfeld spielen dabei eine große Rolle. Wir zerreißen die Welt auf der Suche nach Glück, ohne dabei auf die Idee zu kommen in uns selbst danach zu suchen.
Weil oft nicht zu Unrecht der Jugend Konsumgier und Profilierungsucht vorgeworfen wird, finde ich es umso bemerkenswerter, dass immer mehr Jugendliche anscheinend anfangen sich über Themen wie Nachhaltigkeit und Ökologie zu informieren und sogar bereit sind für diese Interessen auf die Straße zu gehen um das gängige Klischee des asozialen Jugendlichen zu entkräften. Sie zeigen damit Verantwortung für eine Angelegenheit, die uns alle betrifft, insofern kann ich es bei bestem Willen nicht verstehen wie man gegen so eine Aktion sein kann.
Die Bischöfliche Maria Montessori Gesamtschule Krefeld steht schon in ihrem Grundpädagogischen Konzept für eine Erziehung des Kindes mit Berücksichtigung der Natur. So schrieb Maria Montessori einst: „Die Natur ist der ideale Lernort, der weitgehend bietet was das Kind benötigt.“
Ich würde mir wünschen, dass unsere Schule sich noch intensiver mit diesem Thema auseinandersetzt und sich an die Worte ihrer Gründerin erinnert. Im Rahmen der „Fridays For Future“ haben sich Schüler der 10ten Klasse bereits zusammengeschlossen und eine Umwelt AG gegründet, welche konkrete Ziele, wie eine strikte Mülltrennung sowie andere Nachhaltigkeitskonzepte innerhalb des Handlungshorizontes unserer Schule verfolgt. Dies ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung: Denn viele kleine Leute, die in vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.
Der Autor: Joe Martens
Schüler und Teilzeit Fridays for Future Gänger – für die Rheinische Post hat er diesen Artikel anlässlich des FFF im März geschrieben.